Der Cyberkrieg als Unschärferelation
Ron Hoffmann
Mit der Ankündigung ein Cyberabwehr-Zentrum bei der Bundeswehr einzurichten, hat auch bei den deutschen Streitkräften die Realität des 21. Jahrhundert Einzug gehalten – der digitale Informationsraum wird als Gefechtsfeld erkannt.
Neben den klassischen Ebenen Land, Luft, See kommt also die Cyberdimension hinzu (die USA definieren noch den Weltraum als 5. Dimension). Bis zu 14.00 Soldaten, derzeit gesucht unter Stichwort “Digitale Kräfte”, sollen hier künftig tätig werden.
Doch was ist nur Bedrohung und wo findet bereits der Cyberkrieg statt? Wenn schon die Grenzen durch unkonventionelle und hybride Kriegsführung in der realen Welt fließend sind? Russland hat es auf der Krim und in der Ostukraine vorgemacht und scheint sich geradezu auf diesen unscharfen Raum zu konzentrieren.
Der Verbund der führenden Industrienationen G7 hat jüngst, wie auch die NATO, vereinbart auf Cyberattacken angemessen reagieren zu wollen. Im Zweifel militärisch. Ganz real. Virtuelle Attacken könnten damit in Zukunft den Bündnisfall nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages auslösen. Cyberabwehr müsse „Teil unserer kollektiven Verteidigung“ sein sagte der Generalsekretär.
Erstmal dicke Backen machen
Das sind große Töne, die jedoch im luftleeren Cyberraum verhallen dürften. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat gerade erst festgestellt, dass Russland hinter dem Hack des deutschen Bundestags letztes Jahr stecken soll. Selbstverständlich bestreitet der Kreml die Vorwürfe. Auch beim Angriff auf die US Demokraten (Wahlkampfhilfe für Putins Brieffreund Trump?) führt die Spur eindeutig nach Russland.
Denn was soll jetzt erfolgen? Der Konter-Hack? Wäre angemessen, wird aber sicherlich nicht von Deutschland aus erfolgen. Die Ausrufung des Bündnisfalls? Natürlich nicht. Niedrigschwellige Aggression wird so zum Dauerinstrument gegen den Westen, besonders von selbstherrlichen Potentaten wie Putin oder Nordkoreas wirrem Junior-Dikator.
Wichtig aber ist solche Attacken aufzuklären und öffentlich zu machen, um klar zu zeigen, wer die offenen Gesellschaft, besonders repräsentiert durch Parteien und Parlamente, angreift. Der Westen lebt auch in der digitalen Welt von Offenheit und Transparenz, der freie Fluss von Informationen ist ein hohes Gut. Fast scheint es, als passe genau das den klassischen Störenfrieden der Weltpolitik nicht. Lassen wir Ihnen Ihre kindischen “Erfolge”.

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